Archiv der Audienzen (ab November 2023)


Generalaudienz am 29.11.23

 

Liebe Brüder und Schwestern, die großen Herausforderungen der Gegenwart geben vielfach Anlass zur Sorge. Der rasante technische Fortschritt, das menschliche Streben nach immer mehr Macht und schließlich die größenwahnsinnige Versuchung, eine Zivilisation und Gesellschaft ohne Gott zu errichten, mag einen an die Geschichte des Turmbaus zu Babel (Gen 11,1-9) erinnern. Wie sollen wir darauf reagieren? Das Apostolische Schreiben Evangelii gaudium lädt in dieser Hinsicht zu einer Verkündigung des Evangeliums ein, „welche die neuen Formen, mit Gott, mit den anderen und mit der Umgebung in Beziehung zu treten, erleuchtet und die grundlegenden Werte wachruft. Es ist notwendig, dorthin zu gelangen, wo die neuen Geschichten und Paradigmen entstehen und mit dem Wort Jesu den innersten Kern der der Seele der Städte zu erreichen“ (EG 74). Haben wir keine Angst vor diesem Dialog, lassen wir uns ein auf die Kultur unserer Zeit, die zu einer „Zeit der Gnade“ (2 Kor 6,2) werden kann. Gehen wir also ganz bewusst dorthin, wo sich das Leben abspielt, dorthin, wo man leidet, arbeitet, studiert und nach dem Sinn des Lebens sucht. Gerade auch da, wo dieser Dialog schwierig ist, bietet sich die Chance, den Glauben zu vertiefen und seine Bedeutung für die Menschen unserer Tage neu zu erschließen.

 

(Quelle: www.vatican.va)

 


Generalaudienz am 22.11.23

 

Liebe Brüder und Schwestern, nachdem wir in der letzten Katechese die Freude als ein wesentliches Merkmal der Verkündigung herausgestellt haben, möchte ich heute an einen weiteren wichtigen Aspekt erinnern: Die Frohe Botschaft ist für alle bestimmt. Jesus Christus ist für alle geboren, gestorben und auferstanden.  „Alle haben das Recht, das Evangelium zu empfangen“ und wir „Christen haben die Pflicht, es ausnahmslos allen zu verkünden“ (Evangelii gaudium, 14). Diese universale Dimension der Sendung Jesu wird auch in der Begegnung Jesu mit der Kanaanäerin (Mt 15,21-28) offenbar: Der bewundernswerte Glaube dieser fremden und heidnischen Frau macht deutlich, dass die Botschaft Jesu nicht nur einem Volk, sondern allen Menschen gilt. Wenn Gott in der Heiligen Schrift einzelne Menschen oder bestimmte Gruppen beruft, so tut er dies immer, um viele andere zu erreichen und allen seine Liebe zu schenken. Eine Berufung ist nicht als Privileg für den Einzelnen zu verstehen, durch das er sich über die anderen erheben kann. Vielmehr besteht die Berufung jedes Christen darin, freies und mutiges Werkzeuge seiner Liebe zu sein und so den Glauben im Gebet und im Dienst für die anderen zu bezeugen.

 

(Quelle: www.vatican.va)

 


Generalaudienz am 15.11.23

 

Liebe Brüder und Schwestern, vor zehn Jahren erschien das Apostolische Schreiben „Evangelii gaudium“, in dem es insbesondere auch um die Freude als wesentlicher Grundhaltung bei der Verkündigung des Evangeliums geht. In der Lesung haben wir von der „großen Freude“ (Lk 2,8-11) gehört, die die Engel den Hirten in Betlehem verkündeten. Der Grund dieser Freude ist Jesus Christus, der menschgewordene Gott, der uns liebt, der sein Leben für uns hingegeben hat und uns ewiges Leben schenkt. Diese frohe Botschaft muss entsprechend mit Freude verkündigt werden, sonst ist sie nicht glaubwürdig. In der Emmaus-Perikope (Lk 24,13-35) wird sichtbar, wie die verzagten Jünger durch die Begegnung mit dem Auferstandenen zur Osterfreude gelangen, als er ihnen den Sinn der Schrift erschließt und sich im Brechen des Brotes zu erkennen gibt. Noch in der Nacht brechen sie auf, um diese frohe Botschaft weiterzugeben. Die Freude des Evangeliums erfüllt das Herz und das gesamte Leben derer, die Jesus begegnen. Diejenigen, die sich von ihm retten lassen, werden befreit von der Sünde, von der Traurigkeit, von der inneren Leere und von der Vereinsamung. Aus der Begegnung mit Jesus Christus kommt immer – und immer wieder – die wahre und tiefe Freude, derer die Welt zu allen Zeiten so sehr bedarf.

 

 

(Quelle: www.vatican.va)

 


Generalaudienz am 08.11.23

 

Liebe Brüder und Schwestern, heute blicken wir auf das Leben der ehrwürdigen Dienerin Gottes Madeleine Delbrêl. Als Jugendliche war sie zunächst Agnostikerin. Bewegt durch das christliche Zeugnis einiger Freunde und von einer tiefen inneren Sehnsucht erfasst, fand sie zum Glauben an Christus. Fortan wollte sie sich inmitten der Kirche und der Welt Gott ganz hingeben und in Geschwisterlichkeit das Leben der „Menschen auf der Straße“ teilen. Im Schrei der Armen und derer, die nicht glauben, sah sie einen Aufruf zur Erneuerung des missionarischen Wirkens der Kirche. In der Zuwendung zu ihnen wollte die Mystikerin Madeleine Delbrêl die „Liebe Jesu ganz und gar leben“ und ihnen das innere Feuer des Evangeliums weitergeben, das in ihrem Herzen brannte. Sie war überzeugt: Wer evangelisiert, wird selbst evangelisiert, weil das Wort, das wir verkünden, uns verwandelt. Sie lebte in den Pariser Arbeitervierteln, wo sich ihr Glaube angesichts des atheistischen Milieus und der vorherrschenden marxistischen Ideologie bewähren musste. Den geistlichen Kampf an diesen Orten verstand sie jedoch als Chance, die eigene Bekehrung zu vertiefen und in der Erkenntnis des Glaubens voranzuschreiten. 

 

 

(Quelle: www.vatican.va)