Liebe Brüder und Schwestern, die Erzählung vom blinden Bartimäus zeugt von der Kraft des Glaubens und der Hoffnung auch in völlig ausweglos erscheinenden Situationen. Zunächst tut Bartimäus das, was er gerade noch aus eigener Kraft schafft: Er macht auf sich aufmerksam. Und obwohl er dabei viel Ablehnung erfährt, gibt er nicht auf. Sein Rufen wird schließlich zum Gebet: „Sohn Davids, Jesus, hab Erbarmen mit mir!“ (Mk 10,47). Jesus hört sein Rufen, er geht aber nicht etwa auf den Blinden zu, sondern lässt ihn zu sich rufen. Er hilft ihm, indem er ihn fordert. Und obwohl offensichtlich ist, was Bartimäus fehlt, heilt Jesus ihn nicht sofort, sondern fragt ihn, was er ihm tun soll. Eine solche Bewusstwerdung der eigenen Situation und der tieferen Sehnsüchte kann auch für uns ein wichtiger Schritt zur umfassenden Heilung und Befreiung sein.
Liebe Brüder und Schwestern deutscher Sprache, ich lade euch ein, mit euren Krankheiten des Leibes wie auch der Seele zu Jesus zu kommen – mit demselben Vertrauen, mit dem Bartimäus betete: „Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, hab Erbarmen mit mir Sünder.“
(Quelle: www.vatican.va)
Liebe Brüder und Schwestern, auch in der heutigen Katechese geht es um ein bekanntes Gleichnis Jesu. Ein Gutsbesitzer geht vom frühen Morgen bis zur letzten Stunde des Tages auf den Marktplatz und wirbt persönlich Arbeiter für seinen Weinberg an. Am Abend erhalten alle einen Denar, also den damals üblichen Tageslohn, unabhängig davon, wie lange sie tatsächlich gearbeitet haben. Am Handeln des Gutsbesitzers sollen wir erkennen, dass Gott gleichermaßen großzügig und gerecht ist. Er ruft alle Menschen in sein Reich und schenkt ihnen Hoffnung auf das ewige Glück. Wer auf Jesus hört und ihm sein Herz öffnet, dem gibt er sich selbst und damit das Leben in Fülle. Vor allem die jungen Menschen sollen deshalb nicht zögern, dem Herrn zu folgen, wenn er sie in seinen Weinberg ruft: Er wird sie in seiner Freigebigkeit nicht enttäuschen.
Liebe Brüder und Schwestern deutscher Sprache, in den Tagen vor dem Hohen Pfingstfest wollen wir den Herrn um die Gabe seines Geistes bitten. Er möge unser Leben mit seiner Liebe prägen und so das Angesicht der Erde erneuern.
(Quelle: www.vatican.va)
Liebe Brüder und Schwestern, im Evangelium antwortet Jesus auf die Frage des Gesetzeslehrers „Wer ist mein Nächster?“ mit dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter, der sich selbst zum Nächsten dessen macht, der verletzt am Wegrand liegt. Im Gegensatz zu dem Priester und dem Leviten hält der Samariter an, um die nötige Hilfe zu leisten. Er handelt aus Mitgefühl und nimmt sich Zeit für seinen Nächsten. Jesus lädt uns ein, genauso zu handeln. Dies wird uns gelingen, wenn wir uns bewusstmachen, dass der verwundete Mann für einen jeden von uns steht. Denn Jesus selbst ist der Samariter, der dem Einzelnen seine Aufmerksamkeit schenkt und sich seines Elends erbarmt. Bitten wir um eine solche Gesinnung nach dem Herzen Jesu.
Santo Padre:
Cari fratelli e sorelle di lingua tedesca, l’imminente solennità dell’Ascensione del Signore orienta il nostro sguardo verso l’alto. Allo stesso tempo, ci ricorda la missione che Gesù Cristo ci ha affidato qui sulla terra. Lo Spirito Santo vi aiuti a compierla fedelmente.
Speaker:
Liebe Brüder und Schwestern deutscher Sprache, das bevorstehende Hochfest Christi Himmelfahrt lenkt unseren Blick zum Himmel. Gleichzeitig erinnert es uns an die Sendung, die Jesus Christus uns hier auf Erden anvertraut hat. Der Heilige Geist helfe euch, diese treu zu erfüllen.
(Quelle: www.vatican.va)
Liebe Brüder und Schwestern, herzlich heiße ich euch zu meiner ersten Generalaudienz willkommen. In Fortführung der von Papst Franziskus begonnenen Katechesenreihe wollen wir weiter die Gleichnisse betrachten, durch die Jesus – ausgehend von alltäglichen Erfahrungen – seine Jünger zu tieferer geistlicher Einsicht führen will. Im eben gehörten Gleichnis fallen die Samenkörner bei der Aussaat mitunter auf den Weg, auf felsigen Boden oder in die Dornen, wo sie nur schwerlich gedeihen werden. Doch dürfen wir anhand dieses Bildes erkennen, wie sehr Gott uns liebt: Er sät den Samen seines Wortes auch unter widrigen Umständen großzügig in unsere Herzen, in jede Lebenslage, im Vertrauen darauf, dass es dennoch reiche Frucht bringen und unser Leben verwandeln kann.
(Quelle: www.vatican.va)
Liebe Brüder und Schwestern, in unserer Katechesenreihe über Jesus Christus, unsere Hoffnung, betrachten wir heute das Geheimnis seiner Geburt. Besonders der Evangelist Lukas betont die Konkretheit dieses Ereignisses und beschreibt detailreich sowohl den geschichtlichen Kontext als auch die örtlichen Gegebenheiten, in die der Gottessohn hineingeboren wird. Demütig fügt dieser sich den weltlichen Strukturen wie etwa der Volkszählung des Kaisers Augustus. So bringt Maria in Betlehem ihr Kind zur Welt: in einer „Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war“ (Lk 2,7). Daher sind es gerade die armen und demütigen Hirten, die als Erste dem verheißenen Messias begegnen. Bitten auch wir um ein einfaches, offenes Herz, das frei und bereit ist, den Erlöser aufzunehmen.
(Quelle: www.vatican.va)
Liebe Brüder und Schwestern, nachdem die Jungfrau Maria die Botschaft des Engels vernommen hatte, eilte sie zu ihrer ebenfalls schwangeren Verwandten Elisabet, um ihr beizustehen und gewiss auch, um sich mit ihr über das wunderbare Wirken Gottes auszutauschen, dass sie beide erfahren hatten. Die prophetische Regung des Kindes in ihrem Leib lässt Elisabet erkennen, dass sie die Mutter des verheißenen Messias vor sich hat. Maria wiederum stimmt voll Hoffnung und Freude einen Lobgesang auf die Größe Gottes an – mit vielen Anklängen an die Heilsgeschichte und die überlieferten Gebete ihres Volkes. Denn Maria versteht das Große, das der Herr an ihr in der Gegenwart getan hat, aus der Erinnerung an seine großen Heilstaten in der Vergangenheit, die nun in ihrem Sohn für alle Zeiten zur Vollendung gelangen.
(Quelle: www.vatican.va)
Liebe Brüder und Schwestern, wenn wir in diesem Jubiläumsjahr in besonderer Weise auf Jesus Christus, unsere Hoffnung, blicken, so wollen wir das in dieser Katechese aus der Perspektive des heiligen Josef tun. Aufgrund Josefs gesetzlicher Vaterschaft wird Jesus zum Nachkommen Davids, dessen Königtum nach göttlicher Verheißung für ewig Bestand hat (vgl. 2 Sam 7,12; 1 Chr 17,11). Jesus ist der gerechte Spross Davids, der „als König herrschen und weise handeln und Recht und Gerechtigkeit üben“ wird (Jer 23,5). Das Matthäusevangelium beschreibt den heiligen Josef als einen gerechten und frommen Menschen, der klug handelt, weil er auf die Stimme des Herrn hört. Im Vertrauen auf Gott nimmt er das Wunder der Mutterschaft der Jungfrau Maria gehorsam an. Beten wir, dass auch wir immer mehr zu dieser inneren Haltung Gott gegenüber finden.
(Quelle: www.vatican.va)
Liebe Brüder und Schwestern,
guten Tag!
Wir nehmen heute die Katechesen der Reihe zum Heiligen Jahr über »Jesus, unsere Hoffnung« wieder auf.
Am Anfang seines Evangeliums zeigt Lukas die Auswirkungen der verwandelnden Macht des Wortes Gottes auf, das nicht nur in den Höfen des Tempels ankommt, sondern auch in der armseligen Wohnung einer jungen Frau, Maria, die als Verlobte Josefs noch in ihrer Familie lebt.
Nach Jerusalem wird der Bote der großen göttlichen Verkündigungen, Gabriel, der in seinem Namen die Kraft Gottes preist, in ein Dorf gesandt, das in der hebräischen Bibel nie erwähnt wird: Nazaret. Damals war es ein kleiner Ort in Galiläa, am Randgebiet von Israel, einer Grenzregion zu den Heiden und ihren Verunreinigungen.
Gerade dorthin bringt der Engel eine Botschaft, deren Form und Inhalt so ungewöhnlich ist, dass Marias Herz davon erschüttert, erschrocken war. Anstelle des üblichen Grußes »Friede sei mit dir«, wendet Gabriel sich an die Jungfrau Maria mit der Einladung: »Freue dich!« »Frohlocke!«, ein Aufruf, der der Heilsgeschichte lieb ist, weil die Propheten ihn gebrauchen, wenn sie das Kommen des Messias ankündigen (vgl. Zeph 3,14; Joël 2,21-23; Sach 9,9). Es ist die Einladung zur Freude, die Gott an sein Volk richtet, als das Exil endet und der Herr seine lebendige und tätige Gegenwart spüren lässt.
Außerdem spricht Gott Maria mit einem liebevollen Beinamen an, der in der biblischen Geschichte unbekannt ist: »kecharitoméne«, was »erfüllt mit göttlicher Gnade« bedeutet. Maria ist voll von göttlicher Gnade. Dieser Name sagt, dass die Liebe Gottes schon lange in Marias Herz gewohnt hat und dort weiterhin wohnt. Er sagt, wie »begnadet« sie ist und vor allem, wie sehr die Gnade Gottes in ihr eine innere Verfeinerung vorgenommen und sie zu ihrem Meisterwerk gemacht hat: voll der Gnade.
Dieser liebevolle Beiname, den Gott nur Maria gibt, wird sofort von einer Beruhigung begleitet: »Fürchte dich nicht!«, »Fürchte dich nicht!« Immer gibt die Gegenwart des Herrn uns diese Gnade, sich nicht zu fürchten, und so sagt er es zu Maria: »Fürchte dich nicht!« »Fürchte dich nicht«, sagt Gott zu Abraham, zu Isaak, zu Moses, in der Geschichte: »Fürchte dich nicht!« (vgl. Gen 15,1; 26,24; Dt 31,8). Und er sagt es auch zu uns: »Fürchte dich nicht, geh voran. Fürchte dich nicht!« »Vater ich habe Angst davor«; »Und was machst du, wenn…«; »Verzeihen Sie mir Vater, ich sage Ihnen die Wahrheit: Ich gehe zur Wahrsagerin…« »Du gehst zu Wahrsagerin?« »Naja, ich lasse mir die Hand lesen…« Bitte: Fürchte dich nicht! Fürchte dich nicht! Fürchte dich nicht! Das ist schön. »Ich bin dein Weggefährte«: Und das sagt Gott zu Maria. Der »Allmächtige«, der Gott des »Unmöglichen« (vgl. Lk 1,37) ist »mit« Maria, er ist zusammen mit ihr und bei ihr, er ist ihr Gefährte, ihr wichtigster Verbündeter, der ewige »Ich-mit-dir« (vgl. Gen 28,15; Ex 3,12; Ri 6,12).
Dann verkündigt Gabriel der Jungfrau Maria ihre Sendung, indem er in ihrem Herzen zahlreiche Schriftstellen widerhallen lässt, die sich auf das Königtum und den messianischen Charakter des Kindes, das aus ihr geboren werden soll, beziehen. Gabriel verkündigt auch, dass das Kind als Erfüllung der alten Prophezeiungen gesehen werden wird. Das Wort, das aus der Höhe kommt, beruft Maria, die Mutter des Messias zu sein, jenes so sehr erwarteten davidischen Messias. Sie ist die Mutter des Messias. Er wird nicht auf menschliche und fleischliche Weise König sein, sondern in göttlicher, geistlicher Weise. Sein Name wird »Jesus« sein, was bedeutet: »Gott rettet« (vgl. Lk 1,31; Mt 1,21). Das erinnert alle und für immer daran, dass nicht der Mensch rettet, sondern nur Gott. Jesus ist es, der diese Worte des Propheten Jesaja zur Erfüllung bringt: »In all ihrer Bedrängnis war auch er bedrängt, und der Engel seines Angesichts hat sie gerettet. In seiner Liebe und seinem Mitleid, hat er selbst sie erlöst« (Jes 63,9).
Diese Mutterschaft erschüttert Maria von Grund auf. Und als intelligente Frau, die sie ist, also fähig, in den Ereignissen zu lesen (vgl. Lk 2,19,51), versucht sie zu verstehen, zu erkennen, was ihr geschieht. Maria sucht nicht draußen, sondern drinnen, denn, wie der heilige Augustinus lehrt, »in interiore homine habitat veritas« (De vera religione 39,72). Und dort, tief in ihrem offenen, empfindsamen Herzen hört sie die Einladung, Gott zu vertrauen, der für sie ein besonderes »Pfingsten« bereitet hat. Genau wie am Anfang der Schöpfung (vgl. Gen 1,2) will Gott Maria »umhegen« mit seinem Geist, der Macht, die in der Lage ist, das Verschlossene zu öffnen, ohne es zu verletzen, ohne die menschliche Freiheit zu beschädigen; er will sie in die »Wolke« seiner Gegenwart hüllen (vgl. 1 Kor 10,1-2), damit der Sohn in ihr lebt und sie in ihm.
Und in Maria wird das Vertrauen entzündet: Sie ist »eine Lampe mit vielen Lichtern«, wie Theophanes in seinem Kanon der Verkündigung sagt. Sie gibt sich hin, gehorcht, macht Raum: Sie ist »ein von Gott bereitetes Brautgemach« (ebd. ). Maria nimmt das Wort in ihrem eigenen Fleisch auf und beginnt so die größte Sendung, die jemals einer Frau, einem menschlichen Geschöpf anvertraut war. Sie stellt sich in den Dienst: Sie ist voll von allem, nicht als Sklavin, sondern als Mitarbeiterin Gottes, des Vaters, voller Würde und Autorität, um, wie sie es in Kana tut, die Gaben des göttlichen Schatzes zu verwalten, damit viele mit vollen Händen daraus schöpfen können.
Schwestern, Brüder, lernen wir von Maria, der Mutter des Retters und unserer Mutter, unser Ohr vom göttlichen Wort öffnen zu lassen und es anzunehmen und zu bewahren, damit es unsere Herzen in Tabernakel seiner Gegenwart verwandeln möge, in gastfreundliche Häuser, wo die Hoffnung gedeihen kann. Danke!
(Quelle: www.vatican.va)
Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!
In der vorigen Audienz haben wir über die Kinder gesprochen, und auch heute werden wir über die Kinder sprechen. In der vergangenen Woche haben wir gesehen, dass Jesus in seinem Wirken mehrfach darüber gesprochen hat, wie wichtig es ist, die Kleinsten zu schützen, anzunehmen und zu lieben.
Trotzdem sind noch heute in der Welt Hunderte Millionen Minderjährige, obwohl sie nicht das Mindestalter haben, um sich den Pflichten des Erwachsenenalters zu unterziehen, gezwungen zu arbeiten, und viele von ihnen sind besonders gefährlichen Arbeiten ausgesetzt. Ganz zu schweigen von den Jungen und Mädchen, die Sklaven des Menschenhandels zum Zweck der Prostitution oder Pornografie oder der Zwangsehen sind. Und das ist bitter. In unseren Gesellschaften gibt es viele Formen, in denen Kinder Miss-brauch und Misshandlungen erleiden. Der Missbrauch Minderjähriger, welcher Art auch immer, ist ein verwerflicher Akt, ist ein grausamer Akt. Er ist nicht einfach ein Übel der Gesellschaft, nein, er ist ein Verbrechen! Er ist eine sehr schwere Verletzung der Gebote Gottes. Kein Minderjähriger darf Missbrauch erleiden. Auch ein einziger Fall ist schon zu viel. Es ist daher notwendig, unsere Gewissen wieder zu wecken, Nähe und konkrete Solidarität gegenüber den missbrauchten Kindern und Jugendlichen zu praktizieren und gleichzeitig Vertrauen und Zusammenwirken zwischen jenen aufzubauen, die sich dafür einsetzen, ihnen Chancen und sichere Orte zu bieten, an denen sie friedlich aufwachsen können. Ich kenne ein Land in Lateinamerika, wo eine besondere, eine ganz besondere Frucht wächst, die »arandano« heißt [eine Art Blaubeeren]. Um die »arandano« zu ernten, braucht man zarte Hände, und sie lassen es die Kinder tun, sie versklaven sie als Kinder für die Ernte.
Die weit verbreitete Armut, der Mangel an Sozialstrukturen zur Unterstützung der Familien, die Ausgrenzung, die in den letzten Jahren durch Arbeitslosigkeit und prekäre Arbeitsverhältnisse gewachsen sind, sind Faktoren, die den Kleinsten den größten Preis aufbürden. In den Metropolen, wo die soziale Kluft und der sittliche Verfall »zubeißen«, gibt es Kinder, die im Drogenhandel und in den verschiedensten illegalen Aktivitäten eingesetzt werden. Bei wie vielen dieser Kinder haben wir gesehen, dass sie zu Opfern werden! Manchmal werden sie auf tragische Weise dazu gebracht, zu »Mördern« weiterer Altersgenossen zu werden und dabei sich selbst, ihrer eigenen Würde und Menschlichkeit zu schaden. Trotzdem schauen wir, wenn sich auf der Straße, im Pfarrbezirk, diese verlorenen Leben unserem Blick darbieten, oft weg.
Es gibt einen Fall auch in meinem Land, ein Junge mit Namen Loan wurde entführt, und man weiß nicht, wo er ist. Und eine Hypothese ist, dass er dorthin geschickt wurde, wo man ihm die Organe entnimmt, um Transplantationen zu machen. Und das wird getan, das wisst ihr gut. Das wird getan! Einige kommen mit einer Narbe zurück, andere sterben. Daher möchte ich heute diesen Jungen namens Loan in Erinnerung rufen.
Wir tun uns schwer, die soziale Ungerechtigkeit anzuerkennen, die zwei Kinder, die vielleicht im selben Viertel oder Wohnblock leben, dazu bringen, entgegengesetzte Wege und Schicksale zu erfahren, weil einer der beiden in einer benachteiligten Familie geboren ist. Ein menschlicher und sozial inakzeptabler Bruch: zwischen denen, die träumen können, und denen, die untergehen müssen. Aber Jesus will, dass wir alle frei sind, glücklich sind; und wenn er jeden Mann und jede Frau als seinen Sohn und seine Tochter liebt, dann liebt er die Kleinsten mit der ganzen Zärtlichkeit seines Herzens. Daher bittet er uns innezuhalten und dem Leiden derer Gehör zu schenken, die keine Stimme haben, die keine Bildung haben. Die Ausbeutung, insbesondere Minderjähriger, zu bekämpfen, ist der Königsweg, um eine bessere Zukunft für die ganze Gesellschaft aufzubauen. Einige Länder hatten die Weisheit, die Kinderrechte niederzuschreiben. Die Kinder haben Rechte. Sucht selbst im Internet danach, welche die Kinderrechte sind.
Wir können uns also fragen: Was kann ich tun? Vor allem müssen wir erkennen, dass wir, wenn wir die Kinderarbeit ausrotten wollen, nicht ihre Komplizen sein dürfen. Und wann sind wir es? Zum Beispiel, wenn wir Produkte kaufen, für die Kinderarbeit eingesetzt wird. Wie kann ich essen und mich kleiden in dem Wissen, dass hinter jenem Nahrungsmittel oder jener Kleidung ausgebeutete Kinder sind, die arbeiten, statt zur Schule zu gehen? Das Bewusstsein über das, was wir kaufen, ist ein erster Akt, um nicht Komplizen zu sein. Schauen, woher jene Produkte kommen. Jemand könnte sagen, dass wir als Einzelne nicht viel tun können. Das stimmt, aber jeder kann ein Tropfen sein, der zusammen mit vielen weiteren Tropfen zu einem Meer werden kann. Man muss jedoch auch die Institutionen, ein-schließlich der kirchlichen, und die Unternehmen zur Verantwortung rufen: Sie können einen Unterschied bewirken, indem sie ihre Investitionen in Kompanien tätigen, die Kinderarbeit nicht nutzen und nicht gestatten. Viele Staaten und internationale Organisationen haben bereits Gesetze und Vorschriften gegen die Kinderarbeit erlassen, aber man kann mehr tun. Ich ermahne auch die Journalisten – hier sind einige Journalisten – ihren Teil zu tun: Sie können dazu beitragen, das Problem bekanntzumachen und dabei helfen, Lösungen zu finden. Habt keine Angst, erhebt Anklage, klagt diese Dinge an.
Und ich danke allen, die sich nicht abwenden, wenn sie Kinder sehen, die gezwungen sind, zu schnell erwachsen zu werden. Denken wir immer an die Worte Jesu: »Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan« (Mt 25,40). Die heilige Teresa von Kalkutta, eine freudige Arbeiterin im Weinberg des Herrn, war Mutter der Mädchen und Jungen, die zu dem ärmsten und vergessenen gehörten. Mit der Zärtlichkeit und der Aufmerksamkeit ihres Blicks kann sie uns begleiten, die unsichtbaren Kleinen zu sehen, die zu vielen Sklaven einer Welt, die wir nicht ihrem Unrecht überlassen dürfen. Denn das Glück der Schwächeren baut den Frieden aller auf. Und mit Mutter Teresa geben wir den Kindern eine Stimme:
»Ich bitte um einen sicheren Ort, wo ich spielen kann.
Ich bitte um ein Lächeln dessen, der lieben kann.
Ich bitte um das Recht, ein Kind zu sein, Hoffnung zu sein auf eine bessere Welt.
Ich bitte darum, wachsen zu dürfen als Mensch. Kann ich auf dich zählen?«
(Hl. Teresa von Kalkutta)
Danke.
(Quelle: www.vatican.va)
Liebe Brüder und Schwestern, die ersten beiden Katechesen im neuen Jahr sind den Kindern gewidmet. Die Heilige Schrift betont, dass Kinder ein Geschenk Gottes sind. Leider gibt es bis heute das Übel der Kinderarbeit. Wir dürfen niemals gleichgültig sein, wenn Kinder ausgebeutet oder ihrer Rechte beraubt werden. Jede Form von Gewalt oder Missbrauch muss entschieden verurteilt und bekämpft werden. Jesus macht in seiner Verkündigung deutlich, dass Kinder einen besonderen Platz bei Gott haben. Er stellt sie in die Mitte, weil sie das Reich Gottes mit lauterem Herzen annehmen und so den Erwachsenen Vorbilder sind: „Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht in das Himmelreich hineinkommen“ (Mt 18,3).
(Quelle: www.vatican.va)